Der Glaube an ein „Fußball-Wunder"...
Was sich seit Wochen abgezeichnet hat, ist seit Samstag traurige Gewissheit. Der Offenburger FV steigt zum zweiten Mal nach 1994 wieder in die Landesliga Südbaden ab...
Nach dem 2:2-Unentschieden vom Samstag im Heimspiel gegen den ESV Südstern Singen ist das rettende Ufer drei Spieltage vor Saisonende bereits elf Punkte und damit zu weit entfernt. „Man hatte sich über ei-nen längeren Zeitraum damit abfinden können, jeder hatte im Hinterkopf, dass die Saison nicht mehr zu retten ist", hielt sich die Enttäuschung bei Jonas Pies nach dem Remis vom Samstag in Grenzen: „Ich habe mich mehr über den späten Ausgleich geärgert als darüber, dass der Abstieg nun auch rechnerisch besiegelt ist."
Dabei zeigte der Traditionsverein von der Badstraße über weite Strecken eine gute Partie. „Wir waren wieder über 70, 80 Minu ten das bessere Team, hatten zahlreiche Chancen, aus denen wir zu wenig machen. Das ist dann teilweise auch unser eigenes Unvermögen. Dieses Spiel war irgendwie ein Spie gelbild der Saison", so Pies, der nach seiner gesundheitsbedingten Zwangspause gegen Singen erstmals wieder 90 Minuten durchspielte.
Drei Spiele stehen noch an, dann endet nicht nur die Verbandsliga-Zeit des Offenburger FV, sondern auch das Engagement von Pies an der Badstraße. 2020 vom SV Endingen gekommen, erlebte der 31-jährige Verwaltungsfachangestellte mit den Offenburgern Höhen wie die Verbandsliga-Meisterschaft 2022 sowie den Klassenerhalt 2023, aber auch Tiefen wie die Abstiege aus der Oberliga 2024 und nun aus der Verbandsliga.
„Ich bin völlig leer, es ist schade, dass ich mich so vom Verein verabschieden muss. Trotzdem gehe ich mit einem Lächeln, denn ich hatte hier eine mega tolle Zeit. Das waren geile Jahre mit geilen Typen wie Marco Petereit, Luca Kehl, Dimitrios Tsolakis oder Louis Beiser-Biegert, die der Mannschaft in der aktuellen Situation fehlen", will Pies, der bereits im Winter für die kommende Spielzeit beim Landesligisten SV Niederschopfheim unterschrieben hat, die fünf Jahre nicht missen.
„Ich wusste schon damals, dass es schwierig wird, von einem Abstieg bin ich aber nie ausgegangen", erläutert Pies, der sein Kapitänsamt während der Rückrunde abgegeben hat, und sucht Gründe für den Niedergang: „Oft hat die Qualität und das Vertrauen gefehlt, aber natürlich spielt auch die Unruhe im Verein eine Rolle." So kam nicht nur der Trainerwechsel von Sascha Ruf zu Michael Kovacs kurz vor Ende der Winterpause, sondern auch der Abgang einiger Leistungsträger für die Mannschaft überraschend. dia ist viel Qualität weggebrochen", so Pies, der den Schritt in die Landesliga aber nicht nur negativ sieht: „Der OFV hat eine brutal gute Jugend, für die der Sprung in die Verbandsliga aber zu groß gewesen wäre. Vielleicht ist die Landesliga auch eine Chance für die Talente, aber auch für den Gesamtverein, der wieder eine einheitliche Linie reinbekommen muss."
Ob Pies kommende Saison mit seinem neuen auf seinen alten Club trifft, ist derzeit noch offen. Denn während der OFV künftig eine Etage tiefer kickt, führt der SV Niederschopfheim die Landesliga-Tabelle an und könnte in die Verbandsliga aufsteigen. „Ich hätte natürlich nichts dagegen“, freut sich Pies auf die neue Aufgabe.
Der Offenburger FV verliert einen weiteren Leistungsträger: Moritz Bandle wechselt zur kommenden Saison zum Noch-Ligakonkurrenten SC Lahr. Der 21-Jährige hat die komplette Jugend des Offenburger FV durchlaufen und wurde in der Saison 2021/22 in die erste Mannschaft hochgezogen.
(Auszug: Mittelbadische Presse, Bild mit freundlicher Genehmigung: M. Schwitzkowski)